Ruhrpott, Schwarz und Eigengrau

Das Wetter ist etwas rau, der Verkehr laut – Dortmund zeigt, was es zu bieten hat. Wir durchstreifen die Innenstadt, überqueren Baustellen, ärgern uns über Ampelschaltungen. Einer von uns lässt sich noch schnell für 15 Euro einen Haarschnitt verpassen – Tee inklusive, klar. Kaum sind wir aus dem Stadtkern heraus, wird die Arbeiterstadt erstaunlich grün, bleibt aber hart, bleibt herzlich. Ruhrpott eben. Eine große Straßengabelung legt wieder die große Hauptverkehrsader frei, alte Häuser aus der Gründerzeit zwischen Industriegebäuden, Elektronikgeschäften, nochmal eine Trinkhalle, nochmal ein Barber-Shop und wir sind angekommen. Wir stehen vor einem alten Druckereikomplex, von außen unscheinbar, etwas in die Jahre gekommen, grau, umgebaut wird auch. Ein Lieferdienst streitet mit einigen rauchenden Menschen, die sich vor dem Tor versammelt haben. Wir merken schnell: Hier gibt es jedes Publikum, multikulturell, in jedem Fall spannend. Wir klingeln, die Tür geht surrend auf. Das Treppenhaus sieht ähnlich aus wie der gesamte Komplex, es ist ruhig, etwas zugig, etwas staubig. Im ersten Obergeschoss angekommen, öffnet uns Ilona die Tür und muss direkt über unseren erstaunten Gesichtsausdruck lachen. „Kommt rein, fühlt euch wie zu Hause“, lässt sie uns rein. Das machen wir auch und platzieren uns erst einmal direkt vor der offenen Küche, in der uns schon ein Latte Macchiato vorbereitet wird.

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Ilonas Wohnung ist großzügig geschnitten, hohe helle Fenster, Wandschränke schweben über dem Boden, eine rustikale Betonplatte dient als Arbeitsfläche in der Küche. Als der Kaffee fertig ist, setzen wir uns an den großen Esstisch, eine große Eichenplatte auf Stahlfüßen. „Ich mache es noch etwas heller“, Ilona dreht am Dimmer der großen Lampe über dem Tisch, setzt sich zu uns und wir beginnen zu plaudern:

Vielen Dank für deine Einladung, Ilona – sag mal, gleich vorab: Warum musstest du schmunzeln, als wir vor der Tür standen?

Ilona (lacht): Euer Gesichtsausdruck war genial! Aber ich verstehe es – man geht eben nicht unbedingt davon aus, dass es sich hier schön wohnen lässt. Hier ist eben Dortmund pur, aber das macht den Reiz auch aus. Die Stadt ist wahnsinnig entwicklungsfähig, man trifft die unterschiedlichsten Leute. Die Dortmunderinnen und Dortmunder haben das Herz auf der Zunge, das macht einfach nur Spaß. Ich wohne jetzt seit einigen Jahren hier, auch in diesem Viertel, und habe nie den Wunsch gehabt wegzuziehen, es gefällt mir immer noch richtig gut!

Also gefällt es dir hier besser als beispielsweise in vermeintlich „schickeren“ Stadtteilen?

Auf jeden Fall! Einmal war ich in einer solchen Gegend spazieren, es war richtig viel los und dann saß ein Bewohner in einem 10-Quadratmeter-Garten, hat seinem automatischen Rasenmäher zugeschaut, an seinem Bier genuckelt und sich selbst abgefeiert. Gesehen und gesehen werden ist wirklich nicht mein Ding. Ich wohne lieber hier etwas versteckt, dafür aber mitten in der Stadt mit all ihren Facetten. Hier ist zwar kein Brennpunkt oder sowas, aber mit „allen Facetten“ meine ich auch genau das. Wie sagt man so schön: „Berlin kann jeder, Dortmund musst du wollen!“
Ilona führt uns durch ihre Wohnung. Alles ist renoviert, Dielenboden, den Wohnungsausbau haben ihr Mann und sie mitbegleitet und -gestaltet. Vieles ist selbstgemacht, sieht aber nicht wirklich danach aus, die beiden wissen genau, was sie tun. Manches ist funktional gehalten, große Leinwände mit Acryl- oder Ölfarbe, moderne Kunst in jedem Zimmer. Gekocht wird mit Gas, hierfür muss die Gasbuddel herhalten. Alles ist eher minimalistisch gehalten, doch nicht übertrieben. Ein großer Sombrero liegt auf einem alten Spint im Flur, ein altes Klavier neben dem Designer-Sofa. Alles hat seinen Platz, ohne dass es steril wirkt. Ilona klappt schnell ihre Bücher auf dem Schreibtisch im Wohnzimmer zu. Die Juristin arbeitet für eine international tätige Anwaltskanzlei mit Standorten in Düsseldorf und Hamburg. Gerade brütet sie über einigen Präzedenzfällen und ist froh über eine kleine Ablenkung.

Du sagtest, bis gerade eben warst du noch in deine Bücher vertieft – arbeitest du öfter von zu Hause aus?

Tatsächlich fast ausschließlich seit Beginn der Pandemie. Mein Arbeitgeber hat schnell gehandelt und den Betrieb auf Remote-Work umgestellt. Seitdem die Maßnahmen wieder entschärft wurden, ist das weitestgehend so geblieben, ich fahre nur noch zu wichtigen Meetings nach Düsseldorf. Mein Mann hat sein Büro in einem anderen Teil der Innenstadt, somit kommen wir uns tagsüber hier auch nicht in die Quere (schmunzelt).


Wie wir sehen, arbeitest du im Wohnzimmer, ist das nicht eigentlich ein Raum nur zum Entspannen?

Nein, nicht ausschließlich! Eigentlich haben wir die gesamte Wohnung als hybrides System gedacht. Ich arbeite nicht nur hier – okay, zumindest habe ich hier einen Schreibtisch und somit eine Basis – aber ich setze mich auch gern auf die Sessel, die im hinteren Teil des Wohnbereichs stehen, gehe an den Esstisch oder auch mal raus, das ist alles möglich. Was das reine Wohnen angeht, kommt es meinem Mann und mir vor allem auf Platz an, uns ist es wichtig, dass wir uns ausbreiten können. Auch wenn wir Gäste haben, spielt sich natürlich viel im Essbereich ab, doch auch im Wohnzimmer. Die Wohnung wirkt auf viele sehr groß, letztendlich sind es trotzdem „nur“ drei Zimmer. Wir möchten aber, dass sich alles im offenen Raum abspielt – ansonsten gibt es ja aber auch hier und da eine Tür, die man zumachen kann, wenn man seine Ruhe braucht.

Rechts neben Ilonas Schreibtisch steht eine große Regalausführung der Collection 52 und wirkt in diesem großen Raum keinesfalls wuchtig, sondern maßvoll integriert. Sie bietet Platz für allerlei Fotos, Bücher, einen Football-Helm, einen uralten Macintosh. So zusammengewürfelt das Ganze im ersten Moment aussieht, ist dennoch eine Struktur zu erkennen. Ilona muss kurz eine E-Mail beantworten, wir nutzen die Zeit für einige Fotos. Das Wetter wird langsam etwas besser, Sonnenstrahlen erhellen das Wohnzimmer, von dem man direkt auf die Straßenbahnstation und die nächste Kreuzung blickt. Hören kann man nur wenig. Vor dem Sofa steht ein offensichtlich selbstgegossener Betontisch, wir sitzen aus einer Bank aus Bauholz, schwarz lackiert. Die Küche ist ebenfalls schwarz, wirkt jedoch nicht düster, sondern verleiht dem Raum eine intuitive Grenze, die wiederum durch weiße Schränke geöffnet wird.

Wir sehen hier viel Schwarz, Weiß, Grau, einige Holztöne – ist das das Farbkonzept eurer Wohnung oder hat sich das einfach so ergeben?

Das ist bewusst so gewählt. Mein Mann und ich sehen uns schnell an zu viel Farbe satt, wir haben es gern etwas kühler und minimalistischer. Eine Wand ist komplett schwarz, die andere weiß, Betonfarbe kommt dazu, das wirkt sogar, wenn es ganz dunkel ist – wie ein spezielles Eigengrau, wenn man so will. Ansonsten mögen wir klare Strukturen, wenig Textur, wenn, dann Holz, aber auch nicht zu übertrieben. Und zwar so, dass wir uns wohlfühlen und nicht stocksteif wie in einem Museum. Hier läuft auch mal laute Musik, es wird viel gekocht, gelacht, gestritten – ein Raum sollte trotzdem leben, hier spielt sich schließlich alles ab.

Dann passt dein Loftblock-Regal genau ins Konzept, oder?

Ja klar, das auf jeden Fall. Ich war direkt begeistert vom Design, das passt einfach perfekt. Die Stahlseiten sehen so unscheinbar aus, doch ich musste erstmal schlucken, als ich bemerkt habe, wie schwer die Dinger sind! Zusätzlich haben wir Eiche als Material für die Böden gewählt – alles zusammen ist wahnsinnig robust, da wackelt nichts. Und mal abgesehen davon, dass es toll aussieht und prima ins Gesamtkonzept passt, haben wir wahnsinnig viel Stauraum gewonnen. Auf den ersten Blick sieht es nicht so aus, aber hinter den Schubfächern findet auch nochmal einiges Platz.

Wir verbringen einen schönen Nachmittag, gehen noch etwas raus, Ilona zeigt uns ihre Gegend und lädt uns spontan zum Essen ein – selbstgemachte Tacos, echt mexikanisch, wer hätte das gedacht. Nun ist es auch endlich so weit und die erste Flasche Wein wird geöffnet, ihr Mann stößt zu uns. Die erste Flasche Wein sollte nicht die letzte gewesen sein. Die beiden sind gern Gastgeber, das merkt man. Und es ist so, wie Ilona gesagt hat: Es wird gekocht, die Musik aufgedreht, gelacht, gestritten aber heute nicht. Wie auch, der Abend macht wirklich Spaß. Draußen wird es langsam dunkel, Ilona macht die Lichter an. Viele verschiedene Lampen sorgen für eine schöne Lichtstimmung, in der auch das große Loftblock-Regal gut zur Geltung kommt, während wir unsere Weingläser darauf abstellen und in Design-Büchern stöbern. Ein paar Gesprächsthemen später haben wir genug Leergut fabriziert und treten den Heimweg an.